Traditionell helfen in den Ländern des Kakaoanbaus wie z.B. Ghana und der Elfenbeinküste, aber auch südamerikanischen Staaten, Kinder ihren Eltern bei der Ernte. Oft können sie sich einen Schulbesuch nicht leisten, der Arbeitsausfall wäre zu hoch.
Zusätzlich gibt es jedoch auf vielen Farmen fremde Kinder, die nicht zur Familie gehören und anders behandelt werden. Viele werden von ihren Familien als Arbeiter vermietet oder verkauft, weil sich diese Familien anders nicht ernähren können.
An der Grenze zwischen Mali und der Elfenbeinküste gibt es einen allseits bekannten Kinderhandel, auch diese Kinder werden von den Eltern direkt verkauft oder verdingen sich selbst als Arbeiter, die Kinderhändler schmuggeln sie über die Grenze und verkaufen sie in Gruppen weiter an die Farmen.
Erwachsene Arbeiter zu bezahlen ist zu teuer für die Kakaofarmer und schlichtweg unmöglich.
Das liegt daran, dass der internationale Markt die Preise für das Kilo Kakao diktiert.
Der Handel mit dem Rohstoff boomt – doch bei den Farmern kommt kaum etwas an. Großkonzerne, die den Kakao aufkaufen, bestimmen die Preise, jedoch richten sie sich nach dem Endverkäufer: Solange Menschen im Supermarkt Schokolade für einen Euro oder weniger im Regal erwarten, wird das System sich nicht ändern. Um den Bauern die Einstellung erwachsener Arbeitskräfte zu ermöglichen, müssten wir zwischen drei und vier Euro pro Tafel Schokolade bezahlen. Nicht vergessen darf man den Anteil an Kakao in Kakaopulver, Kuchen, Fertigpackungen für Schokoladenpudding oder – mousse u.ä. Wir scheinen es für unser Recht zu halten, Kakao wie ein Grundnahrungsmittel in großen Mengen zu verzehren, obwohl es sich um ein absolutes Luxusgut handelt.
2001 wurde das Harkin-Engel-Protokoll von den US-amerikanischen Senatoren Harkin und Engel, einigen NGO’s sowie den acht führenden Schokoladenherstellern unterzeichnet: Nestlè, Mars Inc./M&M, Hershey Food Corperation, Barry Callebaut, Guittard Chocolate Company, World’s Finest Chocolate, Blommer Chocolate Company und von der Archer Daniels Midland Company.
Die Unterzeichner verpflichteten sich, ausbeuterische Kinderarbeit nicht mehr zuzulassen.
Jedoch gab es für Verstöße gegen das Protokoll keine Sanktionen, die Umsetzung war komplett freiwillig. Ähnlich der europäischen Flüchtlingsaufnahmepolitik sah sich also niemals ein Unterzeichner gezwungen, sich tatsächlich an vereinbarte Ziele und Deadlines zu halten.
Zwanzig Jahre später ist kaum etwas geschehen.
Fairtrade-Kakao aus der Elfenbeinküste - Gemeinsam mehr erreichen
Bioschokolade ist nicht unbedingt fair gehandelte Schokolade, und fair ist nicht gleich fair. Viele Siegel bedeuten nur, dass ein Anteil des verwendeten Kakaos fair gehandelt sein muss.
Der Anbau von „Bio“schokolade auf nicht frisch abgeholzten, sondern schon länger urwaldfreien Gebieten führt dazu, dass die Pflanzen sehr viel intensiver betreut werden müssen, mehr Wasser verbrauch, da es keinen Schatten von noch vorhandenen größeren Bäumen gibt und, mehr gedüngt werden muss, da der Boden bereits ausgelaugt ist. In den Monokulturen großer Plantagen, nicht unterbrochen von Resturwald, verbreiten sich Schädlinge rascher, es muss also auch mehr gespritzt werden. Für die Bearbeitung dieser Flächen ist daher ein vielfaches der Arbeiter notwendig – der einzelne darf also nicht zu viel kosten. Daher führt diese Art des Anbaus auf bereits kahlem Land leider dazu, dass noch mehr Kinderarbeiter angestellt werden.
Dennoch gibt es eine urwaldfreundliche Art des Kakaoanbaus. Bei mehr zur Verfügung stehender Fläche muss diese nicht abgeholzt werden, da der Kakao ohnehin besser zwischen anderen, höheren Bäumen gedeiht. An den Randgebieten der noch vorhandenen Regenwälder ist es also möglich, Kakao „in den Wald“ zu pflanzen, ohne ihn zu zerstören. Ein sorgsamer Umgang mit diesem Wald ist Voraussetzung. In einigen Regionen wird so gewirtschaftet. Auch das setzt einen höheren Preis für die Schokolade voraus, da es natürlich wiederum mehr Arbeit bereitet, nicht direkt nebeneinander stehende, sondern vereinzelte Kakaopflanzen abzuernten.