Syrienkrieg 2015 - 2017

Seit mehr als einem halben Jahrzehnt tobt in Syrien ein fürchterlicher Krieg. Es vergeht kaum ein Tag ohne neue Schreckensmeldungen über Tote und Verletzte, Not und Verzweiflung. Ganze Städte sind zerbombt und zerstört, der blutige Krieg hat schon mehr als 250.000 Menschenleben gefordert. Millionen Menschen haben ihre Heimat verloren. Fast jeder zweite Syrer ist auf der Flucht. Syrien stirbt.

Warum Syrien stirbt - Hintergründe eines Bürgerkrieges (deutsch)

Spielplatz der Großmächte

Zweimal hatten Russland und China ihr Veto dagegen eingelegt hatten, das syrische Regime für sein Vorgehen gegen Rebellen und Bevölkerung mit Sanktionen zu belegen und einzugreifen. Das syrische Tartus ist Russlands einziger Stützpunkt im Mittelmeer, die Zusammenarbeit zwischen Russland und dem syrischen Regime historisch.
Nun mischen sich Ende 2014 doch Russland und die USA in den Syrienkrieg ein:
Doch die russischen Bomber treffen fast ausschließlich Stützpunkte der von den USA unterstützten Oppositionellen, während die Bombardierungen der Amerikaner etwas ziellos scheinen und die Zivilbevölkerung gegen die USA aufbringen und wieder in die Arme des IS treiben.
Das Land ist Spielplatz der Großmächte – und Schauplatz eines Stellvertreterkrieges zwischen schiitischem Iran und sunnitischem Saudi-Arabien.
Obwohl alle davon reden, den IS bekämpften zu wollen, scheint gerade das nicht zu geschehen.
Die tatsächlich den IS bekämpfenden Kurden werden von der Türkei unter Beschuss genommen.
Zwar ist seit Beginn des Jahres Kobane frei, auf das die Weltöffentlichkeit so sehr sah, doch Kurden als Helden und ein unabhängiges Kurdistan wären Erdogans schlimmster Alptraum. Unter dem Vorwand, gegen den (von ihm jahrelang genährten) IS zu bekämpfen, führt er im Norden Syriens einen ganz eigenen Krieg gegen die Kurden.
In Deutschland werden kurz die Grenzen für Flüchtlinge geöffnet, Syrern wird gestattet, ihre Familie nachzuholen, doch das Gesetz ist von kurzer Dauer, und die Regeln ändern sich beinahe täglich.

Guerillakrieg statt Großkalifat

Langsam verliert der unaufhaltsam scheinende IS in Syrien und im Irak an Boden und verlegt sich darauf, weltweit seine Anhänger zu Selbstmordanschlägen anzustiften. Trittbrettfahrer springen auf, und der IS bekennt sich rasch zu Attentaten, ehe jemand anderer die Toten für sich beansprucht.
Der Syrienkonflikt gerät in den Hintergrund und beinahe in Vergessenheit, da sich Europäer und Amerikaner nun selbst im Kreuzfeuer sehen.
Die Angst vor Anschlägen wächst, aus Syrien fliehende Menschen werden von vielen Ländern in erster Linie nicht mehr als Opfer des IS, sondern als mögliche Attentäter gesehen.

Mit Erstarken rechter Strömungen werden die Grenzen Deutschlands wieder geschlossen.
In osteuropäischen Ländern werden fleißig Zäune gebaut.
Die Balkanroute ist für Flüchtlinge nicht mehr nutzbar, es bleibt die Flucht übers Mittelmeer.

Syrien - Ein falscher Krieg unter Assad

(Dokumentation 2017 Doku)

Das Ende eines Landes

2017 kündigt US-Präsident-Trump das Ende der militärischen Unterstützung der letzten gemäßigten Rebellen an, womit diese Gruppe de facto nicht mehr weiter existieren kann.
Es zeichnet sich eine Aufteilung des Landes zwischen Regime und Islamisten ab.
Noch existiert Demokratie in einem Teil des nördlichen Rojava, doch auch die Kurden haben nach so vielen Kriegsjahren und Beschuss von allen Seiten keine weiße Weste mehr.
In der Türkei begehen die zwischenzeitlich als Heldengruppe verklärte PKK wieder Anschläge gegen Polizisten und Zivilisten, während Erdogan die Türkei zielsicher in eine Diktatur umwandelt.
Die Journalisten, die Material über Erdogans Verstrickung in den Aufstieg des IS besitzen, werden festgesetzt.
Flüchtlinge werden inzwischen von dort aus wieder nach Syrien zurückgeschickt oder an der Grenze beschossen.

 

Militärisch verliert das Kalifat an Boden. Nach dem Fall der IS-Hochburgen Mossul und Raqqa ist allerdings kein Aufatmen zu bemerken. Stattdessen befürchtet die dortige Zivilbevölkerung eine zweite Welle der Säuberungen – die erste wurde durch den IS durchgeführt, nun könnten alle Menschen, die möglicher Weise und auch aus der Not heraus mit dem IS zusammengearbeitet haben, gerichtet werden. Oder, noch prosaischer: Nachdem der IS die Schiiten eliminiert hat, werden die Rückkehrer, rachedurstig, nun die überlebenden Sunniten auslöschen.

 

Geflohene Syrer im Ausland sprechen nicht mehr von Rückkehr.