Jeder kann etwas tun, um Toleranz und Humanismus - und Menschen - in der Welt am Leben zu erhalten. Manche von uns sind zurückhaltend und schüchtern und möchten lieber im Hintergrund bleiben, nicht gesehen werden, nicht laut werden. Aber um etwas zu tun, muss man nicht einmal den Schreibtisch - nein, nicht einmal das Bett verlassen, sofern man dort ein Handy oder einen Laptop halten kann, einen Stift, ein Buch, ein altes Telefon, einen Gesprächspartner. Einen Gedanken.

Wer nicht in Erscheinung treten will, aber ein paar Euro zu viel hat, für den gibt es unendlich viele Möglichkeiten der Spende.

Wer kein Geld hat und nicht in Erscheinung treten will, kann anderen Menschen Informationen weitergeben, Leseempfehlungen, Denkanstöße, in Gesprächen oder sozialen Netzwerken.

Wer mutig ist und gerne hilft, kann das ohne einen Pfennig tun, in dem er sich im Netz oder vor Ort informiert, wo Hilfe gebraucht wird. Oft verwundert es, wie nahe die Menschen sind, die genau das brauchen, was man geben kann: Ein Gespräch, eine Antwort, ein paar Stunden Unterricht, eine Erklärung, ein wenig Zeit zum Lachen, gemeinsam Ballspielen, gemeinsam Kochen; ein Lächeln.

Niemand braucht sich alleine ein Hilfsprojekt aus den Fingern zu saugen.

Es gibt sehr viele Projekte, die Helfer suchen und das Drumherum professionell organisieren.

Für Individualisten, die kein professionelles Drumherum mögen, gibt es natürlich noch viel mehr zu tun. Aber die brauchen hier wahrscheinlich keine Anleitungen, denn sie nehmen den nächsten verwirrten Flüchtling an der Hand und bringen dem Verwunderten auf der Verkehrsinsel jonglieren oder Amtsdeutsch bei.

Die ganz mutigen diskutieren natürlich mit der Gegenseite. Aber der Ton macht die Musik, und vor allzu provokanten Äußerungen sei gewarnt. Noch niemand hat einen Fremdenhasser durch linke Parolen, verbalen Hass oder von oben herabsehendes Verhalten zum Humanismus bekehrt.

Auch die Calvins dieser Welt brauchen Menschen, die ihnen zuhören, ihre Probleme ernst nehmen, ihnen manche Zusammenhänge behutsam und langsam erklären, am besten so, dass sie es selbst gar nicht merken. Umdenken findet im Geheimen statt, im Stillen, denn keiner von uns ist stark genug, zuzugeben, dass er bisher völlig falsch lag. Integration bezieht sich nicht nur auf Fremde, sondern auch auf die allzu Deutschen.